Bereits seit mehreren Jahren geht die Gemeinde Raeren aktiv gegen invasive Pflanzen vor. Dank konsequenter Bekämpfungsaktionen konnte bspw. der Bestand des Riesenbärenklaus auf dem Gemeindegebiet deutlich verringert werden.
Neben invasiven Pflanzen hat die Europäische Union auch invasive gebietsfremde Tierarten in die offizielle Liste der invasiven Arten aufgenommen.
Invasive Arten bedrohen durch ihre Ausbreitung Lebensräume, Arten und Ökosysteme. Sie schaden somit der biologischen Vielfalt. 2022 wurde die Unionsliste von 66 auf insgesamt 88 invasive Arten erweitert. Grundlage für die EU-weite Bekämpfung der invasiven Arten ist die EU-Verordnung 1143/2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten.
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Invasive Pflanzenarten
Was ist eine invasive Pflanze und warum sollte sie bekämpft werden?
Eine invasive Pflanze ist eine Pflanzenart, die ursprünglich nicht in unserer Region vorkam. Sie wurde absichtlich oder unabsichtlich durch den Menschen eingeschleppt oder hier angesiedelt und hat es geschafft, sich zu etablieren.Längst nicht jede eingewanderte Pflanze muss bekämpft werden. Viele Arten sind inzwischen gut in unser ökologisches System integriert. Aber einige Arten sind „invasiv“, d.h. sie haben nicht nur eine neue Heimat bei uns gefunden, sondern verbreiten sich viel stärker und schneller als unsere heimischen Gewächse und nehmen diesen somit den Lebensraum weg. Hierzu gehören u.a. die durch die EU gelisteten Arten Drüsiges (oder indisches) Springkraut (Impatiens glandulifera) und Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum), der zudem durch seinen Saft bei Mensch und Tier beträchtliche Hautschäden verursachen kann. Der sich stark verbreitende und schwer zu bekämpfende Japanische Staudenknöterich (Reynoutria japonica) sowie die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) sind ebenfalls als invasiv einzustufen. Die Ambrosia (Ambrosia artemisiifolia), auch beifußblättriges Traubenkraut genannt, ist in der Wallonie ebenfalls auf dem Vormarsch. Das Traubenkraut ist für den Menschen problematisch, da sowohl die Pollen als auch der Hautkontakt mit dem Blütenstand starke allergische Reaktionen auslösen können.
Die Samen des Riesenbärenklaus und des Springkrauts werden in der Regel durch Wind, Wasser, Tiere oder Fahrzeugreifen in der Umgebung verteilt und schlagen dort neu aus. Sie bleiben über Jahre hinweg keimfähig, so dass regelmäßige Kontrollen an den bekannten Standorten für eine definitive Vernichtung unerlässlich sind. Der Knöterich bildet extrem starke, lange und tiefgehende Rhizome, die selbst Mauern unterwandern können. Kleine Pflanzenteile können wieder neu austreiben, daher sind Mähaktionen ohne akribische Reinigung der Geräte und Vernichtung aller Pflanzenreste eher riskant, denn sie können zu einer ungewollten Verschleppung der Pflanze führen.
Andere Pflanzen bedecken in Windeseile ganze Gewässerflächen, die dann mangels Sauerstoffaustausch absterben. Häufig handelt es sich dabei um Arten wie das Brasilianische Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum), die zur Dekoration von Aquarien genutzt werden. Wenn sie dort überhand nehmen, kommt es vor, dass sie unerlaubterweise in der Natur entsorgt werden, ohne dass dem Eigentümer die möglichen Konsequenzen bewusst sind. Die invasiven Pflanzen machen etwa 10 bis 15 % der rund 12.000 Arten aus, die seit dem 16. Jahrhundert nach Mitteleuropa gelangt sind, siehe folgender Link: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/artenschutz/invasive-arten/neobiota.html
Was tut die Gemeinde?
Auf regionaler Ebene beteiligt sich die Gemeinde Raeren an Arbeitsgruppen mit den benachbarten Gemeinden, der Forstverwaltung, den Flussverträgen Maas Unterlauf und Weser sowie Vertretern der zuständigen Dienste der Wallonischen Region. Diese Treffen bieten die Möglichkeit, Informationen und Erfahrungen auszutauschen oder gemeinsame Aktionen zu planen. Auch überregional werden die Kontakte zu den Vertretern anderer Behörden und Naturschutzorganisationen gepflegt.Für den Riesenbärenklau wurden in Zusammenarbeit mit der Wallonischen Region die Bestände auf lokaler Ebene registriert. Im Auftrag der Gemeinde führt ein Sozialbetrieb, der über die nötige Schutzausrüstung und Kenntnis zur korrekten Handhabung verfügt, jedes Jahr im April/Mai eine Bekämpfungsaktion durch. Im Laufe des Sommers werden bei einem zweiten Rundgang die nachgewachsenen Stauden vernichtet. Werden bisher unbekannte Vorkommen gemeldet, rückt der Betrieb auch zwischenzeitlich aus, um die Pflanzen so schnell wie möglich zu beseitigen. Nach mehreren Jahren sind verschiedene Einzelstandorte nun frei von Riesenbärenklau, die größeren Vorkommen sind deutlich geschrumpft.
Das Springkraut wird ebenfalls schon seit Jahren systematisch bekämpft. Hierzu arbeitet neben Vertretern und Beauftragten der Gemeinde der Vertreter des Lokalkomitees Göhl (Flussvertrag Maas Unterlauf) zusammen mit der AVES-Ortsgruppe in den Monaten Juli und August während mehrerer Tage auf Raerener Gebiet. Auch der NABU Aachen, mit dem die Gemeinde gute Kontakte unterhält, hilft tatkräftig bei der Vernichtung von Drüsigem Springkraut im Umfeld des Reybachs und des Iterbachs. Auf diese Weise wird natürlich auch der Sameneintrag über diese Bachläufe in die Inde spürbar reduziert.
Was können Sie selber tun?
Um invasive Pflanzen nachhaltig bekämpfen zu können, bittet die Gemeinde alle Eigentümer von privaten Flächen, auf denen invasive Pflanzen vorkommen, um Mithilfe:- Bestände oder einzelne Pflanzen von Riesenbärenklau sollten bei der Gemeinde gemeldet werden, damit sie fachgerecht entfernt werden können. Der Riesenbärenklau wird gerne mit dem heimischen Bärenklau verwechselt. Er wird jedoch mit einer Wuchshöhe von bis zu 3 m deutlich größer als der Wiesenbärenklau. Neben der Wuchshöhe ist auch die Form der Blätter ein Unterscheidungsmerkmal, da die Blätter des Riesenbärenklaus markanter, stärker gezackt sind.
- Drüsiges Springkraut kann und sollte jeder selber entfernen. Es handelt sich um einen ungefährlichen Flachwurzler, der einfach per Hand aus dem Boden gezogen wird. Der Stängel kann an einer trockenen Stelle zum Verrotten liegen bleiben, muss dann aber von Erde befreit und unter jedem Knoten geknickt werden, um ein neues Austreiben zu verhindern. Alternativ kann er mit anderem Grünabfall kompostiert oder möglicherweise als Viehfutter genutzt werden. Bei großen Flächen hilft der Einsatz von Freischneidern. Wichtig ist es, zeitig vor der Samenreife zu handeln, da die Pflanze sonst ihre Samen meterweit um sich schleudert. 2 bis 3 Kontrollgänge innerhalb einiger Wochen stellen sicher, dass keine Triebe nachwachsen oder Nachzügler übersehen werden.
- Japanischer Staudenknöterich ist äußerst schwer zu bekämpfen. Schneidwerkzeug, Schuhe und Kleidung müssen nach einer Mähaktion peinlichst genau gereinigt werden, um keine Pflanzenreste zu verschleppen. Die Wallonische Region empfiehlt zurzeit, größere Bestände ruhen zu lassen. Gerne können solche Bestände bei der Gemeinde gemeldet werden, um deren Entwicklung im Laufe der Jahre zu verfolgen. Weitere Informationen zur Pflanze und verschiedenen Bekämpfungsmethoden finden Sie hier.
- Ambrosia: Bezüglich dieser invasiven Art wird um Mithilfe der Bevölkerung in Form einer Meldung bei Sichtung gebeten, und zwar über folgende Webseite: https://www.inaturalist.org/projects/observatoire-wallon-des-ambroisies. Das „Observatoire wallon des ambroisies“ (Wallonische Beobachtungsstelle für Ambrosia) geht den Meldungen im Anschluss nach.
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Invasive Tierarten
Neben vielen verschiedenen invasiven Pflanzen werden auch verschiedene Tierarten, die die heimische Artenvielfalt bedrohen, in der entsprechenden Unionsliste geführt.
Folgende invasive Arten kommen entweder bereits auf dem Gemeindegebiet vor bzw. wurden dort gesichtet, oder verbreiten sich in Europa und auch in Belgien:
Asiatische Hornisse
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) ist seit 2016 als invasive gebietsfremde Art gelistet und mittlerweile in weiten Teilen Europas heimisch geworden. Vor allem Bienenzüchter blicken mit Sorge auf diese Entwicklung und ergreifen Schutzmaßnahmen für ihre Bienenvölker, da die Honigbiene ganz oben auf dem Speiseplan der Asiatischen Hornisse steht. Für den Menschen stellt die Asiatische Hornisse nur dann eine Gefahr dar, wenn er sich dem Nest zu sehr nähert. Wenn Sie ein bewohntes Nest der Asiatischen Hornisse entdecken, kontaktieren Sie bitte umgehend einen anerkannten Schädlingsbekämpfer oder alternativ die Hilfeleistungszone der DG, um das Nest fachgerecht entfernen zu lassen. Die Kosten für die Entfernung des Nests übernimmt die Gemeinde Raeren.Waschbär
Der ursprünglich aus Nordamerika stammende Waschbär (Procyon lotor) hat sich mittlerweile in Mitteleuropa etabliert. Der niedlich wirkende Waschbär ist ein Allesfresser und hat dank seiner Fingerfertigkeit oftmals leichtes Spiel Futterquellen wie z.B. Mülltonnen zu finden und zu öffnen. Seit 2016 ist er Teil der Unionsliste.Signalkrebs
Auch der Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) stammt aus Nordamerika, ist mittlerweile in Europa stark verbreitet und verdrängt einheimische Krebsarten. Als Allesfresser stellt er aber auch für andere heimische Tierarten eine Bedrohung dar. 2016 ist er daher in die Unionsliste aufgenommen worden. Vertreter der AVES-Ortsgruppe versuchen gegen den auch im Periolbach vorkommenden Signalkrebs vorzugehen und dadurch insbesondere den heimischen Feuersalamander zu schützen.Bisam
Die gerne mit der Nutria verwechselte Bisamratte (Ondatra zibethicus) stammt ursprünglich aus Nordamerika. Wie auch die Nutria, siedelt sie gerne in Uferbereichen und verursacht dort durch ihre Wühltätigkeit Schäden. Seit 2017 wird sie in der Unionsliste aufgeführt. Ihr Körper ist etwa 25-35 cm lang. Somit ist die Bisamratte kleiner als die ebenfalls gelistete Nutria. Auch ihr Schwanz ist kürzer als der der Nutria.Nutria
Die Nutria (Myocastor coypus), auch Biberratte genannt, stammt ursprünglich aus Südamerika, ist aber mittlerweile auch in unseren Breitengraden heimisch geworden und verursacht erhebliche Schäden durch die Unterhöhlung von Deichanlagen und Uferbereichen. Daher ist diese Tierart auch seit 2016 Bestandteil der Unionsliste invasiver gebietsfremder Arten. Die Körperlänge einer Nutria beträgt bis zu 65 cm und sie ist somit etwas größer als die ebenfalls in unserer Region vorkommende, gelistete Bisamratte. Sie ist jedoch kleiner als ein Biber und ihr 30 bis 45 cm langer Schwanz ist dünn, während der Schwanz des Bibers platt ist.Nilgans
Die Nilgans (Alopochen aegyptiaca), die entsprechend ihres Namens ursprünglich aus Afrika stammt, ist heute auch in unseren Breitengraden etabliert. Sie fällt besonders durch ihr markantes Erscheinungsbild auf (heller Hals, rötlich umrandete Augenpartie). Da die Verbreitung der Nilgans heimische Vogelpopulationen gefährdet, wurde sie 2017 in die Unionsliste der invasiven Arten aufgenommen.Kanadagans
Die Kanadagans (Branta canadensis), die ursprünglich entsprechend ihrer Namensgebung aus Nordamerika stammt, ist mittlerweile ebenfalls in unserer Region heimisch geworden und ihre Zahl nimmt stetig zu. Sie ist zwar nicht Teil der Unionsliste invasiver gebietsfremder Arten, allerdings stellt sie eine ernstzunehmende Konkurrenz für einheimische Arten dar und ist daher als potenziell invasiv eingestuft.Asiatische Tigermücke
Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die ursprünglich aus den südostasiatischen Tropen stammt, ist zwar nicht in der offiziellen Liste der EU eingetragen, doch auch sie verbreitet sich in Europa und Belgien immer weiter und ist ein potenzieller Überträger von Krankheiten. Für das Gemeindegebiet ist noch keine offizielle Sichtung bekannt (Stand Juni 2023). Wo sie aktuell in Belgien bereits aufgetaucht ist, kann über folgenden Link nachgeschaut werden: https://surveillancemoustiques.be. Dort sollten ebenfalls Sichtungen gemeldet werden. Weitere Informationen zur Asiatischen Tigermücke finden Sie im beigefügten Dokument.
Weitere Informationen zu den invasiven Arten finden Sie über folgende Webseite: https://www.iasregulation.be/de